Für viele Geschäftsmodelle im Onlinehandel können Lieferanten aus dem Ausland eine durchaus interessante Möglichkeit sein, enorme Preisvorteile beim Einkauf zu erzielen. Andere ausländische Zulieferer ermöglichen zudem eigene Onlineshop-Konzepte, z.B. bei Waren, für die es in Deutschland keine Hersteller gibt, jedoch einen Markt. Grundsätzlich sind Lieferanten aus dem Ausland, allem voran dem außereuropäischen Ausland, häufig mit Risiken behaftet. Jeder Betreiber eines Onlineshops sollte daher versuchen die Risiken bei dieser Art der Warenbeschaffung zu reduzieren.
Bildnachweis (Containerschiff): Inga May / pixelio.de
Ausländische Lieferanten, die weder nach deutschen noch nach europäischen Standards produzieren, bürgen immer eine Gefahr für den Händler. Da der Shopbetreiber beim Import von ausländischen Waren meistens auch gleichzeitig Inverkehrbringer ist, haftet er auch in vollem Maße für Schäden, die am Verbraucher bzw. Endkonsumenten auftreten. Das Thema Produkthaftung spielt hier demnach eine sehr gewichtige Rolle.
Beispiel:Ein Onlineshop bietet Plastikspielzeug an, welches aus China beschafft worden ist. Einige Kunden beschweren sich beim Betreiber, dass deren Kinder Hautausschläge bekommen, die mit dem Spielzeug in Verbindung gebracht werden. Insofern es zu einer Anzeige kommt und tatsächlich Mängel an den Produkten (z.B. Schadstoffbelastung) festgestellt werden, haftet der Betreiber des Onlineshops in vollem Umfang für sämtliche gesundheitliche Schäden und Folgeschäden.
Eine geeignete Maßnahme zur Risikominimierung ist die Prüfung der Waren auf mögliche Schadstoffe. Im Falle des genannten Beispiels wäre eine Prüfung gemäß EU-Richtlinie 88/378/EWG sinnvoll. Ähnliches gilt z.B. für Elektrogeräte bzw. elektronische Erzeugnisse, für die eine so genannte CE-Kennzeichnung sogar Pflicht ist. In solchen Fällen ist es ratsam sich vom Hersteller eine Musterprobe zusenden zu lassen und eine Eingangsprüfung oder Materialprüfung durchführen zu lassen. Auch wenn solche Prüfungen gerade am Anfang immer relativ teuer erscheinen, können sie spätere rechtliche Risiken deutlich reduzieren. Dies gilt in Besonderen Maße für sensible Käufer- und Produktgruppen. Hierzu zählen Kinder, Schwangere oder auch chronisch Kranke. Bei Produkten wie Kinderspielzeug, Hautpflegeprodukte oder Textilien für Säuglinge und Kinder sollten Shopbetreiber besonders vorsichtig sein.
Je weiter das Land eines Zulieferers entfernt ist, umso komplizierter ist meist auch die Transportabwicklung. Im engeren europäischen Ausland lässt sich vieles noch bequem durch Speditionen oder in einzelnen Fällen durch Paketdienstleister abwickeln. Sitzen die jeweiligen Zulieferer außerhalb Europas, gestalten sich die Transporte der Ware bis zum Lager meist etwas schwieriger. Die Risiken, die beim Transport auftreten können, hängen vor allem von der zu transportierenden Menge, vom Transportwert, von der Professionalität des Zulieferers sowie von der Art des Transportes (Schiff, Flugzeug, LKW) ab.
Der Transportprozess hat im Prinzip drei grundsätzliche Gefahren: die Ware geht verloren (Brand, Diebstahl, Naturereignisse), die Ware wird beschädigt (Transportunfälle, unsachgemäße Löschung der Fracht, Unfälle) oder eine andere als die georderte Ware wird geliefert. Alle Gefahren führen unweigerlich zum gleichen Risiko, nämlich, dass der Händler viel Geld verliert (Transportkosten und Warenkosten) und durch fehlende Waren kein Geld verdienen kann. Aus diesem Risiko kann im Zweifel ein Existenzproblem werden.
Das Risiko lässt sich in solchen Fällen durch den Abschluss einer Warentransportversicherung deutlich minimieren. Da sich in den meisten Fällen die Kosten für die Versicherungen ohne großartige Teuerung in den Verkaufspreis einpreisen lassen, sollte die Entscheidung in solchen Fällen klar sein.
Auch in der Kommunikation kann es Probleme geben, die letztendlich sogar zu einem finanziellen Risiko werden kann. Deutsch hilft nur in Ausnahmefällen weiter, da die Lieferanten natürlich nur ihre Landessprache und eine weitere Wirtschaftssprache wie Englisch, Französisch oder Spanisch beherrschen. Auch wenn Englisch weit verbreitet ist, können kleine Verständigungsschwierigkeiten große Auswirkungen haben. Bei standardisierten Produkten ist dieses Problem eher nicht zu sehen, da meist nicht mehr Angaben benötigt werden, wie Menge, Preis und Lieferadresse. Risiken können jedoch dann entstehen, wenn individuelle Produkte hergestellt werden (z.B. spezielle Verpackungen oder Plastikprodukte). Hier können Verständigungsschwierigkeiten zu vollkommen anderen Produkten führen (z.B. Farbe, Form, Größe, Funktion). Ist die Ware beim Onlinehändler angekommen, gibt es kaum noch Möglichkeiten der Streitschlichtung. Das meist vorab überwiesene Geld ist weg und kann schließlich ernsthafte finanzielle Probleme nach sich ziehen, vor allem dann wenn die bezogene Ware nicht mehr verkaufbar ist.
Die Devise sollte lauten: Kein Auftrag ohne vorherige Musterprobe. Hersteller, die keine Musterprobe anfertigen wollen, sollten – gerade in Anfangszeiten – von der Zuliefererliste verschwinden. Dies gilt vor allem dann, wenn verhältnismäßig große finanzielle Investitionen getätigt werden müssen.
Die Qualität der bestellten Waren ist ein recht häufig vorkommendes Problem. Vor allem bei individuell produzierten Waren können zum Teil erhebliche Ausschussquoten enthalten sein. Ein Ausschuss von 20 bis 50 % sind in einigen Bereichen keine Seltenheit (z.B. Plastikwaren). Onlinehändler sind gut beraten, einen Teil der Ware von vornherein mit einer Fehlerquote auszuschließen. Ein hoher Ausschuss führt dazu, dass der effektive Einkaufspreis teurer wird. Das eigentliche Risiko ist also darin begründet, dass letztendlich die kalkulierten Gewinnmargen deutlich schrumpfen können. Außerdem ist ein erhöhter Zeitaufwand für die Aussortierung der Schadware einzuplanen, was bei großen Bestellungen durchaus lange dauern kann.
Vor allem bei Zulieferern, die keine Zertifizierung für ein Qualitätsmanagementsystem besitzen, ist es ratsam eine bestimmte Ausschussquote festzusetzen. Die kalkulierten Stückkosten sollten folglich um die festgesetzte Ausschussquote angepasst werden. Zudem ist es sinnvoll Zulieferer auszusuchen, die Qualitätsmanagement nach ISO 9001 eingeführt haben. Bei Erstbestellung von größeren Mengen sollten zudem Musterproben angefragt werden, um einen ersten Eindruck von der Ware zu erhalten.
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Das Thema Produkthaftung spielt hier glaube ich die größte Rolle, da sich natürlich in China meist keiner um europäische Gesetze kümmert. Ich denke, gerade bei Plastikprodukten und Elektronikwaren kann das zu bösen Überraschungen führen, die wahnsinnig teuer werden, wenn mich seine Zulieferer nicht genauer durchleuchtet. Zum Thema Ausschuss kann ich die hohe Fehlerquote absolut bestätigen.
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