Existenzgründung
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onlineshop-basics

Versicherungen Online-Handel, Betriebshaftpflicht, Inhaltsversicherung, Brand, Diebstahl

Sinnvolle Versicherungen im Onlinehandel

Wer einen Onlinehandel betreibt, wird sich in der Regel auch mit dem Thema Versicherungen auseinandersetzen. Neben persönlichen Versicherungen, wie Krankenversicherung oder Pflegeversicherung wird auch überlegt, welche betrieblichen Versicherungen sinnvoll sind. Schäden durch Rechtsstreitigkeiten, Feuer oder Diebstahl sind nur einige der Risiken, die Onlinehändler erfahren können. Bei mehr als 20 Versicherungstypen gilt es jedoch eine gute Übersicht zu haben.


Betriebliche Versicherungen

Kosten- und Nutzenfrage

Vor allem Existenzgründer bzw. unerfahrene Shopbetreiber müssen sich gut über Kosten und Nutzen informieren. Versicherungen können zwar bestimmte Risiken im Schadensfall auffangen, allerdings müssen die Ausgaben in einem sinnvollen Verhältnis liegen, da sonst unter Umständen die Liquidität gefährdet sein kann.


Ob und inwiefern Versicherungen benötigt werden, hängt u.a. von folgenden Faktoren ab:

  • Wie hoch ist der Warenwert des Lagers
  • Welche mögliche Gefahren durch Einbrüche, Diebstähle etc. bestehen
  • Gibt es erhöhte Gefahren durch Feuer und Naturkatastrophen (Blitz, Unwetter etc.)
  • Werden Mitarbeiter beschäftigt?
  • Wie hoch ist das Risiko für Schadensersatzansprüche Dritter?
  • Sind hohe Investitionen für Maschinen getätigt worden?
  • Wie hoch ist das Risiko, dass Kunden durch die Nutzung der verkauften Produkte geschädigt werden?
  • Werden Produkte importiert?
  • Gibt es möglicherweise viele rechtliche Schwierigkeiten


Diese Fragen müssen für sich selbst beantwortet und gegeneinander abgewogen werden. Eine Maschinenversicherung macht logischerweise keinen Sinn, wenn beispielsweise nur eine Sacknähmaschine vorhanden ist. Werden auf der anderen Seite Produkte wie Spielzeug aus dem Ausland importiert, sollte möglicherweise über die Anschaffung einer Produkt-Haftplichtversicherung nachgedacht werden.


Wichtige Betriebsversicherungen im Überblick

Betriebs-Haftpflichtversicherung

Eine Betriebs-Haftpflichtversicherung deckt Schadensersatzansprüche Dritter, die durch die Unachtsamkeit bzw. eigenes Verschulden des eigenen Unternehmens bzw. des Unternehmers entstanden sind. Durch die Versicherung werden sowohl Personenschäden, Sachschäden als auch Vermögensschäden berücksichtigt. Eine Betriebshaftpflicht greift nicht für Schäden wie z.B. Abmahnungen oder Nachbesserungen. Bei Versicherungsabschluss muss der Unternehmer zudem angeben, für welche Eigenschaften bzw. Schäden er oder sie sich versichern lassen möchte. Hierzu zählen z.B. Tätigkeitsschäden, Be- und Entladeschäden, Schäden an gemieteten Lager- oder Büroräumen sowie integrierte Produkthaftpflichten.



Beispiel 1: Der Mitarbeiter eines Paketdienstleisters rutscht bei Glatteis auf dem eigenen Betriebsgelände aus und erleidet einen Bruch. Hier können sowohl die Krankenversicherung, der Arbeitgeber sowie der Mitarbeiter Haftungsansprüche stellen, die in die Zehntausende gehen können. Die Betriebshaftpflicht prüft hier den Fall und kann für den Fall der Unachtsamkeit (z.B. Weg nicht gestreut) aufkommen.


Beispiel 2: Ein Onlinehändler versendet seine Rechnungen per Email. Durch Unachtsamkeit bei der Einstellung einer Sicherheitssoftware gelangen Viren auf die Computer der Kunden. Ein gewerblicher Kunde öffnet die Email, welches zur Folge hat, dass das Virus sämtliche Daten auf dem Rechner löscht. Der Kunde kann weder auf seine eigene Daten zugreifen, noch ist er imstande sein Gewerbe weiter auszuführen. Folglich beläuft sich sein Schaden auf die Kosten für die Wiederherstellung der gelöschten Daten, für die Neueinrichtung seines Computers sowie auf Verdienstausfall.


Produkt-Haftpflichtversicherung

Eine Produkt-Haftpflichtversicherung schützt vor Schäden, die einem Dritten durch mangelhafte oder fehlerhafte Produkte entstanden sind. Sie kann und wird häufig zusammen mit einer Betriebshaftpflicht abgeschlossen, kann aber auch als einzelne Versicherungsleistung gewählt werden. Grundlage für eventuelle Haftungsansprüche stellt das Produkthaftungsgesetz (ProdHaftG) dar. Bei der Produkthaftpflicht spielt es jedoch nicht unbedingt eine Rolle, ob das Produkt durch eigenes Verschulden oder durch Fremdverschulden fehlerhaft wurde. Für Betreiber von Onlineshops ist dieser Versicherungstyp immer dann sinnvoll, wenn beispielsweise Produkte aus dem Ausland eingekauft werden oder eingekaufte Produkte unter eigenem Namen anbieten.


Beispiel 1: Ein Onlinehändler kauft günstige Elektronik-Artikel (Modellautos) aus dem Nicht-EU-Ausland und bietet sie in seinem Onlineshop sowie auf Onlinemarktplätzen an. Ein Kunde kauft ein ferngesteuertes Auto, welches sofort nach Inbetriebnahme entflammt. Nach dem Produkthaftungsgesetz ist der Händler für die Sicherheit des Artikels verantwortlich und kann folglich zu Haftungsansprüchen herangezogen werden.


Beispiel 2: Ein Shopbetreiber ordert Gewürze und möchte diese unter eigenem Namen verkaufen. Dafür hat er die erforderlichen Genehmigungen. Er verpackt die Mengen in kleinere Gebinde und sendet sie an dessen Kunden. Ein Kunde klagt über große Übelkeit, die einen Krankenhausaufenthalt nötig machen. Ein Gutachten der Kräuter ergab, dass die Gewürze verunreinigt waren. Unabhängig von der Schuldlage ist der Onlinehändler zunächst verpflichtet den Schaden zu ersetzen, da er durch die Umfüllung und dem Anbieten als eigene Marke zum Inverkehrbringer geworden ist. Die Produkthaftplichtversicherung kann hier die entstandenen Schadensummen ersetzen.


Umwelt-Haftpflichtversicherung

Die Umwelt-Haftpflichtversicherung ist im Grunde eine Ergänzung für eine Betriebs-Haftpflichtversicherung und schützt den Unternehmer vor Risiken und Schäden, die durch Umwelteinwirkungen zustande gekommen sind. Als Umwelteinwirkungen zählen hier beispielsweise Bodenverunreinigungen, Luftverunreinigungen, Wasser- und Grundwasserschäden. Im Onlinehandel ist dieser Versicherungstyp meistens nicht sinnvoll.


Beispiel: Der Onlinehändler besitzt einen Büro-/Lagerkomplex mit Heizöltanks, welcher ausläuft und in Brand gerät. Durch den entstehenden Ruß werden nahe gelegene Gebäude und Fahrzeuge beschädigt. Ohne Umwelt-Haftpflichtversicherung muss der Unternehmer sämtliche Kosten zur Beseitigung und Ersatz der Schäden selber tragen.


Einbruchdiebstahlversicherung

Unternehmer bzw. Online-Händler im speziellen, können unter Umständen über beträchtliche Warenbestände verfügen, die einen hohen Wert haben. Außerdem können Betriebseinrichtungen wie Computer, Packanlagen oder Werkzeuge wertvoll sein. Eine Einbruchdiebstahlversicherung schützt den Shopbetreiber vor Schäden, die durch Einbruch (defekte Türen, beschädigte Fenster) und Diebstahl entstanden sind. Für Existenzgründer mit nur geringem Warenwert und ohne eigenes Lager ist die Anschaffung einer solchen Versicherung meistens nicht sinnvoll.


Elektronikversicherung

Onlinehändler, die elektronische Anlagen besitzen, z.B. im Kommissionierungs- und Versandbereich (z.B. Waagen), können sich durch Schäden absichern, die durch diese Anlagen entstehen. Beispielsweise können dies Schäden wie Brand sein, die von diesen Anlagen ausgehen. Auch Virenbefall sowie Kosten, die Programme oder Wiederbeschaffung von Daten anfallen, können durch eine Elektronikversicherung abgedeckt werden. Ob und inwiefern eine solche Versicherung im Onlinehandel sinnvoll ist, muss individuell geklärt werden. Kleinere Onlineshops, die z.B. ihre Computeranlagen regelmäßig fachmännisch prüfen bzw. absichern, müssen nicht unbedingt eine solche Versicherung abschließen.


Feuerversicherung

Eine Feuerversicherung sichert Schäden ab, die beispielsweise durch Blitzschlag, Brand oder Explosion entstanden sind. Eine solche Versicherungsart ist für Händler interessant, die mit explosionsgefährlichen bzw. leichtentzündlichen Stoffen handeln. Meist ist dieser Versicherungstyp in so genannten Inhalts- oder Warenbestandsversicherungen enthalten oder kann zugebucht werden.




Bildnachweis: lichtkunst.73  / pixelio.de

Geschäftsinhaltsversicherung

Eine Geschäftsinhaltsversicherung ist im Onlinehandel einer der häufigsten Versicherungstypen. Diese sichert u.a. Einrichtungsgegenstände und technische Geräte in Büros sowie Waren und Vorräte (z.B. Verpackungsmaterial) im Schadensfall ab. Eine Inhaltsversicherung ist in der Regel modular, d.h. der Versicherungsnehmer entscheidet, welche Risiken er oder sie genau absichern möchte. Hierzu zählen z.b. Feuer, Diebstahl, unbenannte Gefahren, Leitungs- und Grundwasser oder Sturm und Hagel.


Beispiel: Ein Shopbetreiber hat Verpackungsmaterial im Wert von 5000 EUR gelagert. Durch eine geplatzte Wasserleitung tritt Leitungswasser aus und beschädigt etwa 25 % des gesamten Verpackungsmaterials. Insofern eine Geschäftsinhaltsversicherung mit Leitungswasser-Option abgeschlossen wurde, ist die Schadenssumme entsprechend abgesichert.


Rechtsschutzversicherung

Eine Rechtschutzversicherung kann für die meisten Onlineshops sinnvoll sein. Bestandteile einer solchen Versicherung kann der Schutz gegen wettbewerbsrechtliche Abmahnungen (IT-Rechtsschutz), aber auch der rechtliche Beistand bei Vertragsschwierigkeiten (z.B. Vertragsstrafen, unberechtigte Forderungen) oder bei Mietsachen (z.B. Mietstreitigkeiten bei Gewerbe- oder Lagerflächen) sein. Durch eine solche Versicherung werden u.a. Anwaltskosten sowie z.T. Schadensersatzansprüche abgesichert.


Die Angebote solcher Rechtsschutzversicherungen sollten allerdings genau geprüft werden, vor allem in puncto Kostenübernahme und Vertragsinhalt. Mitunter lassen sich z.B. wettbewerbsrechtliche Sachpunkte auch sinnvoller durch eine ausgiebige Rechtsberatung (AGB, Impressum, Preisangaben etc.) ersetzen, ohne dass es einer Rechtsschutzversicherung bedarf.



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Kommentare zum Thema

heike | 27.01.2014 12:36

Vielen Dank für den guten Überblick. Ich stehe gerade vor dem selben Problem und muss gut abwägen, welche Versicherung ich am nötigsten brauche. Bisjetzt bin ich der Meinung, dass eine Warenversicherung und eine Rechtsschutzversicherung mit Abmahnschutz wohl in die engere Auswahl kommen. Beide erscheinen mir als die für mich größten Risiken.

Richtig ist, dass man nicht alle Versicherungen nehmen kann, weil sonst die Liquidität sehr stark darunter leidet.


Simone | 08.04.2014 11:43

Hallo, ich möchte einen Onlineshop (anfangs einen Ebayshop, später auch einen eigenen) eröffnen und bin mir nicht schlüssig welche Versicherungen wirklich sindvoll sind. Gerade zu Beginn muss man sehr auf die Kosten achten, möchte aber nicht am falschen Ende sparen. Ich möchte Bekleidung, Schuhe, Schmuck und Accessoires verkaufen. Ich wäre für Tips sehr dankbar!!


onlineshop-basics | 08.04.2014 02:37

Hallo Simone, als Onlinehändler ist das immer eine Abwägungssache. Einige Onlinehändler fangen komplett ohne Versicherungen an und schauen erstmal, wie sich ihr Geschäft überhaupt entwickelt. Insofern kein eigenes Lager angemietet wird, sollte der Fokus, meines Erachtens, bei Mode zu Beginn auf Rechtssicherheit und dem Umgang mit Retouren gelegt werden. Da lauern die größten Risiken.

Wenn man merkt, dass das Geschäft anläuft und abschätzen kann, wohin es sich entwickelt, kann man das Versicherungsthema in dem Bereich stärker fokussieren (beispielsweise Betriebshaftpflicht und Rechtsschutz).

Eine Ausnahme gibt es, insofern Sie Waren aus dem Ausland importieren. Dort würde dann eventuell eine Produkthaftpflicht ganz nützlich sein, da Sie in dem Fall als Inverkehrbringer agieren.

Bitte beachten Sie, dass wir hier nur unsere Gedanken (basierend auf unseren Erfahrungen) wiedergeben und keine Versicherungsberatung anbieten können. Insofern große Verunsicherung besteht, macht eventuell der Besuch bei einem Berater Sinn.

Ich wünsche Ihnen zum Start Ihres Geschäfts alles Gute.


Simone | 09.04.2014 12:23

Viele Dank für diese schnelle Antwort. Es hat mir wirklich sehr weiter geholfen! :-) Ich wünsche Ihnen auch alles Gute!


Nadine | 02.03.2016 02:02

Hallo, ich möchte individuelle Stofftiere nähen und verkaufen (Anfertigung nach Kundenwunsch). Deckt eine Produkthaftpflichtversicherung alle Risiken ab? Falls ein Kind oder Baby z.B. die Kugel von der Schnur der Spieluhr verschluckt? Vielen Dank Nadine


onlineshop-basics | 03.03.2016 01:26

Hallo Nadine, vielen Dank für Ihre Nachricht. Was eine Produkthaftpflicht konkret abdeckt, müssen Sie leider die Versicherer direkt fragen. Die Versicherungsgegenstände sowie -bedingungen sind häufig doch sehr individuell. Vor allem bei selbst hergestelltem Spielzeug sollten Sie sich im Vorfeld jedoch auch mit der Verordnung über die Sicherheit von Spielzeug und mit der Spielzeugrichtlinie (88/378/EWG) auseinandersetzen. Hierzu kann ich Ihnen überblickstechnisch auch die Seiten der IT-Rechts-Kanzlei empfehlen. Allem voran Verkauf von Spielzeug. Ihnen viel Erfolg und viele Grüße, Torsten Purle


Daniel | 18.03.2016 12:53

Hi

ich werde im Nebenerwerb einen Online-Shop starten, in dem ich Artikel (welche von einem Hersteller aus Italien bestellt werden) anbiete. Es geht hierbei um Artikel aus der Fitnessbranche (Keine Nahrungsergänzung).

Die Rechtstexte für den Shop stammen von einer Kanzlei.

Ein Lager besteht zunächst einmal nicht.

Macht hier eine Rechtsschutz oder Betriebshaftpflicht Sinn? Da die Ware von einem Hersteller in der EU kommt, gehe ich davon aus, dass ich nicht für die Mängel am Produkt hafte.

Viele Grüße, Daniel


Viktor | 04.10.2017 08:22

Guten Tag,

ich betreibe nebenberuflich einen Online-Shop Verkauf von den gebrauchten Schuhe
und Klamotten, meine Frage an Sie, welche Rechtsschutzversicherung würde mir bei
angeblichen Urheberrechtsverstößen, bzw. bei den Abmahnungen helfen?

Vielen Dank!

MFG


Monika | 06.09.2016 09:27

Ich habe eine Frage zum Vertrieb von immateriellen Gütern. Nun hab ich das Angebot für eine amerikanische Firma zu arbeiten. Allerdings möchten sie, dass ich eine Liability Insurance habe, was der deutschen Haftpflicht und Rechtschutz entspricht. Da es unmöglich scheint, eine solche Versicherung für Geschäfte mit USA zu bekommen hatte ich die Idee, ob es vielleicht über E-commerce mit immateriellen Gütern was gibt.
Vielen Dank!


jessica | 04.11.2016 09:28

guten Morgen,

wir eröffnen einen Onlineshop, jedoch nehmen wir uns die Waren nicht auf Lager, sondern schicken via Streckengeschäft direkt an unsere Kunden- nur innerhalb Deutschland (erst einmal).
Wir decken B2B und B2C ab.

Ich weiss, dass die Lieferanten, sowie - ich hoffe - alle Paketzusteller eine Transportversicherung haben, da wir als Händler jedoch bei B2C Geschäften mit Frachtübergabe auch die Gefahrenübergabe erhalten, möchten wir uns absichern um nicht im Schadensfall auf den Kosten sitzen bleiben.

Macht für uns als Zwischenhändler ohne Kontakt mit der Ware eine Transportversicherung sinn?
Betriebshaftpflicht haben wir bzw. erweitern wir.

Vielen lieben Dank für eine Antwort!

MfG


nico | 09.11.2018 04:32

Guten abend miteinander,

Ich bau mir gerade meinen Onlineshop aus, dieser ist auch so gut wie fertig. AGB, Impressum und Co. ist vorhanden. Produkte werden sein: Shirts, Stcker, Hoodies ggf. Caps. Hat jemand erfahrungen aus der Branche oder tipps? Produkte werden demnächst in Auftrag gegeben, entweder werden diese in Deutschland produziert oder im Ausland (Hol mir gerade Angebote ein). Nächste Woche wäre der Gang zum Amt geplant, wollte mich jedoch vorab so gut es geht Informieren um auf der sicheren Seite zu sein. Falls wem noch was einfällt, ich bin ganz Ohr :)

Lg aus München



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